Bereits
seit mehreren Jahren sorgt die Firma Sehring am Langener Waldsee dafür, dass
die im Bestand gefährdeten Uferschwalben geeignete Nistmöglich-keiten haben. Diese
Vogelart besiedelte einst die Steilufer an naturnahen Flüssen und Seen. Durch
Begradigung und Ausbau der Gewässer sind diese Lebensräume weitgehend verlorengegangen.
In
Sand- und Kiesgruben haben die Uferschwalben einen „Lebensraum aus zweiter Hand“
gefunden. Hier können sie in den Steilwänden am Ufer ihre bis zu einen Meter
langen Niströhren graben. Infolge von Niederschlägen flachen diese Uferbereiche
aber mit der Zeit ab und sind nicht mehr als Brutstätte geeignet.
Mitarbeiter
der Firma Sehring haben nun rechtzeitig vor der Rückkehr der Uferschwalben mit
einem Bagger die Steilwand wieder optimal hergerichtet. Dank dieser
regelmäßigen Maßnahme nisten alljährlich 50 bis 60 Paare am Langener Waldsee.
Im
Kreis Offenbach existieren lediglich zwei weitere Kolonien in der Sandgrube bei
Heusenstamm und am Kiessee bei Nieder-Roden.
Sommerzeit und Hitze, wer denkt da nicht an Erholung und
Abkühlung etwa am Langener Waldsee? Aber es sind nicht nur solche
Freizeitaktivitäten, die den See auszeichnen.
Für Ornithologen und Naturschützer ist der Langener Waldsee
ebenso interessant. Seit vielen Jahren besteht ein gutes Verhältnis zwischen
der Firma Sehring und dem Arbeitskreis Offenbach der Hessischen Gesellschaft
für Ornithologie und Naturschutz. Auf dieser Grundlage konnten nicht nur bereits
mehrfach Schutzmaßnahmen für gefährdete Tier- und Vogelarten, wie zum Beispiel
die Schaffung von Steilwänden für Uferschwalben oder den Bienenfresser,
umgesetzt werden. Auch die Arbeit der HGON wird in dankenswerter Weise regelmäßig unterstützt.
Nach Beendigung des Sandabbaus und dem Abschluss der Rekultivierung im östlichen Bereich des Waldsees sind hier für die Vogelwelt wertvolle Lebensräume entstanden.
Dieser Tage haben Dipl.-Ing. Nina Thomas, zuständig für
Rohstoffsicherung bei der Firma Sehring,
Dieter Ohler, Ortsbeauftragter für den amtlichen Vogelschutz in der
Stadt Langen und Peter Erlemann, Sprecher des HGON-Arbeitskreises Offenbach
diese positive Entwicklung in Augenschein genommen.
Als sehr negativ wurden die zahlreichen Trampelpfade durch
Schilf und Aufforstungen sowie illegales Lagern und Baden an und in den kleinen
Gewässern bewertet. Gerade in der Brutzeit sollten dort jegliche Störungen
unterbleiben.
Desweiteren informierte Nina Thomas vor Ort über den
weiteren Verlauf von Abbau und Rekultivierung in der Südgrube sowie die Anstrengungen
der Firma Sehring, die Laichtümpel der Kreuzkröten zu sichern. Zudem wurde
darüber gesprochen, wie die Steilufer als Nist-plätze zu erhalten und zu
optimieren sind. Sandabbau und Naturschutz, am Langener Waldsee wird das nach
Meinung der HGON positiv praktiziert.
Im Jahr
2018 hat unser Arbeitskreis zwei Gefühlswelten erlebt. Schwungvoll wurde es
begonnen mit vielfältigen Vorbereitungen für die Festveranstaltung zum
50-jährigen Bestehen des AK, die ein großes Echo gefunden hat.
Gegen
Ende des Jahres erreichte uns die traurige Nachricht, dass Ernst Böhm, langjähriger
Arbeitskreisleiter und unerbittlicher Streiter für den Naturschutz, verstorben
ist. Dies macht uns betroffen und traurig. Ernst
Böhm wird uns fehlen. Auch wenn sein Platz in unserer Runde nun leer
bleibt, so wird er doch stets in Erinnerung bleiben.
Der vorliegende 35. Jahresbericht wurde wieder gemeinsam vom Arbeitskreis Offenbach der HGON und dem NABU Kreisverband Offenbach herausgegeben. Wie in all den Jahren zuvor bildet der Sammelbericht den Schwerpunkt. Grundlage sind die rund 25.000 Beobachtungen von 197 Personen, die ganz überwiegend im Internet auf www.ornitho.de eingegeben wurden und dort zur Verfügung stehen. Allen Meldern danken wir für die Mitteilungen ihrer Beobachtungen!
Blicken
wir auf das Geschehen im Vorjahr, so ist festzustellen, dass Kiebitz und
Schwarzhalstaucher nicht gebrütet haben. Somit müssen die beiden Arten wohl
endgültig von der Liste der Brutvögel gestrichen werden. Sorge bereitet auch
der Rotmilan, es konnte keine erfolgreiche Brut bestätigt werden. Die
Ansiedlung vom Bienenfresser ist leider nicht dauerhaft geblieben, und offen
bleiben muss, ob eine junge Zwergdommel und zwei junge Rohrweihen im
Kreisgebiet aufgewachsen sind. Vom Wappenvogel des NABU, dem Weißstorch,
hingegen gab es erstmals seit der Wiederansiedlung drei erfolgreiche Bruten mit
zusammen 8 flüggen Jungen!
Weitere
Artikel betreffen die Ergebnisse der Wasservogelzählungen, den Einflug von
Taiga-Birkenzeisigen, die Bestandserfassungen der Schwalben in Langen und
Dreieich sowie erstmals in Rödermark. Zudem wird über eine Brut vom Wendehals
und Beobachtungen von Libellenarten berichtet.
HGON und NABU danken dem Kreisausschuss des Kreises Offenbach und den Magistraten der Städte Offenbach, Neu-Isenburg und Obertshausen vielmals für die gewährten Druckkostenzuschüsse!
I N H A L T
Seite
Karte des Beobachtungsgebietes mit Gemarkungsgrenzen
4
Vorwort
5
Peter
Erlemann, Mara Greve und Alexander Zaigler
Ornithologischer Sammelbericht 2018 für das Gebiet von
Stadtund Kreis Offenbach
7
A. ALLGEMEINER TEIL
7
B. SPEZIELLER TEIL
15
Artkapitel Höckerschwan bis
Turmfalke (M. Greve)
Artkapitel Kranich bis
Kleinspecht (A. Zaigler)
Artkapitel Pirol bis Rohrammer
(P. Erlemann)
Peter
Erlemann
Nationale und internationale Wasservogelzählungen (WVZ) –
Ergebnisse für die Zählgebiete 19 und 20 A im Jahr 2018
145
Peter
Erlemann
Einflug von „Taigabirkenzeisigen“ Carduelis flammea flammeaim Winter 2017/2018
163
Rudolf
Lehmann
Schwalbenbrutpaare in Langen, Egelsbach und Dreieich –Brutperiode 2018
173
Sven
Burger
Ergebnisse und Rückblick auf drei Jahre
Schwalbenmonitoring in Rödermark
182
Wolfgang
Ott
Balz und Brut von Wendehälsen Jynx torquillaim Landkreis Offenbach, nah beobachtet
188
Wolfgang
Ott
Fliegende Edelsteine – Libellen-Beobachtungen am
Angelweiher
194
Persönliches
In memoriam Ernst Böhm
201
Zum Tod von Erich Siegler
203
Artenregister
204
Interessenten können den Jahresbericht für 12,00 Euro incl.
Versandkosten anfordern bei:
Begehung am 31. März 2019: Die um einen Tag vorgezogene Feldlerchenerfassung im Dudenhöfer Feld fand zwischen 16:30 Uhr und 18:30 Uhr statt. Anfangs war es sonnig, aber etwas windig. Gegen Ende zog es sich etwas zu. Erfasst wurde mit Klangattrappe (Smartphon). Im Feldbereich waren 16 bis 17 singende Männchen feststellbar.
Begehung am 1. April 2019: Bei der heutigen Feldlerchenerfassung in
Klein Welsheim zwischen 9:00 und 10:45 Uhr wurden 7 bis 8 Reviere
gefunden. Das Wetter war sonnig bei 7°C. Von 21 Hunden waren 3
angeleint. Brut- und Setzzeit ist in diesem Gebiet offenbar kein Thema?
Eine Hundebesitzerin durchquerte mit ihrem Hund die Wiese des NSG
Affelderschen. Wieviel Orchideen sie wohl dabei zertrampelt hat? Der
Hund war auch nicht angeleint!
Das Ergebnis ist gefühlt wesentlich schlechter als bei der letzten Erfassung
Ernst Böhm ist tot. Er ist am 3. Dezember 2018, wenige Tage vor seinem 86. Geburtstag, verstorben. Dies macht uns betroffen und traurig. Wir haben einen langjährigen Wegbegleiter und Freund verloren.
Ernst Böhm hatte sein Leben dem Naturschutz verschrieben. Erkämpfte unermüdlich für den Erhalt von Lebensräumen und den Schutz gefährdeter Arten.
Für unseren Arbeitskreis, den
er lange Jahre geführt und geprägt hat, war er Vorkämpfer und Gallionsfigur.
Hatte sich Ernst Böhm in eine
Sache verbissen so setzte er alles dran, sie zu einem positiven Ende zu führen.
Ein herausragendes Beispiel
hierfür ist die Ehemalige Tongrube von Mainhausen. Als Ernst Böhm bei einem
Ortsermin, bei dem es um die geplante Teilverfüllung der Grube ging, ein Paar
Schwarzhalstaucher mit Jungen auf dem See bemerkte war seine Reaktion „Das
könnt ihr vergessen, das wird ein Naturschutzgebiet“!
Und Ernst Böhm machte sich
auf den verschiedenen politischen Ebenen stark, selbst eine Postkartenaktion
für den Erhalt der Grube an den zuständigen Minister hat er realisiert.
Das Ergebnis ist bekannt: Die
Ehemalige Tongrube von Mainhausen ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden!
Der energische und
hartnäckige Einsatz von Ernst Böhm hat bei vielen Freunden und auch Gegnern
Bewunderung und Anerkennung hervorgerufen. Seine zahlreichen Ehrungen und
Auszeichnungen sind deutlicher Beweis dafür.
Kaum bekannt war für uns die
andere Seite des Ernst Böhm: Sein herzensguter Umgang mit Kindern. Ich sehe es
vor mir als ob es gestern war, als wir während einer ornithologischen Reise
nach Bulgarien nebeneinander im Flugzeug saßen.
In der Reihe vor uns schaute ein vielleicht fünf Jahre altes Mädchen immer wieder vorsichtig über den Sitz zu uns nach hinten. Da nahm Ernst ein Taschentuch, zog es über den Zeigefinger und formte geschickt eine kleine Puppe damit. Mit Daumen und Mittelfinger breitete er die „Arme“ aus, das Püppchen begann zu tanzen, und die Augen des kleinen Mädchens strahlten!
Auch das war Ernst Böhm.
Und dann kam der Tag, als
sich der Kreis geschlossen hat. Geboren am 12. Dezember, und an diesem Datum –
86 Jahre später- nahmen wir Abschied.
Wir sind traurig, dürfen aber
auch froh und dankbar dafür sein, dass wir viele Jahre den Lebensweg mit ihm
gegangen sind.
Ernst Böhm wird uns stets in dankbarer Erinnerung bleiben.