Langzeitfledermausmonitoring im Ostkreis Offenbach

Seit 1985 werden im Wald von Seligenstadt und Mainhausen Fledermäuse erfasst. Über die Jahre wurde protokolliert welche Arten in welchen Mengen in den Kästen angetroffen wurden. Da Fledermäuse stets mehrere Quartiere nutzen, ist ihr Antreffen in einem bestimmten Kasten eher zufällig. Aufgrund der Häufigkeit und der Menge an angetroffenen Tieren lässt sich aber auf den vorhandenen Fledermausbestand schließen.

(C) Hartmut Müller 2023

Methode

Am Anfang wurden die Kästen in den untersuchten Gebieten verteilt. Ab dem Jahr 2000 wurde umgestellt auf Probeflächen mit meist jeweis 5 Kästen. Die nachfolgenden Ergebnisse beziehen sich jeweils auf diese Probeflächen. Älzere Daten wurden diesen Probeflächen zugeordnet.

Entwicklung des Kastenbestandes:

  • Begonnen wurde das Programm im Jahre 1985 mit 100 Kästen.
  • 2002 wurde der Kastenbestand auf 30 Kästen reduziert (60 Kästen wurden vergeben, Ergebnisse über deren Belegungen liegen nicht vor)
  • 2010 wurde der Kastenbestand auf 150 Kästen erhöht.
  • 2016 erfolgte eine weitere Erhöhung auf 320 Kästen.
  • 2019 wurden nochmal 80 Kästen für Klein Welsheim angeschafft. Der Kastenbestand lag dann bei 400 Kästen

Ergebnisse

Der Abendsegler verschwindet aus den Wäldern im Ostkreis Offenbach

In der nachfolgenden Grafik sind die Probeflächen mit Abendseglernachweisen (blau) und die Anzahl vorgefundener Tiere (orange) dargestellt. In den Jahren 1996 und 2007 fanden keine Kontrollen statt.

Anzahl Nachweise und Menge unabhängig vom Kastenangebot
Normierung der Werte auf Wert / (kontrollierte Kästen + 1). Zum besseren Vergleich

Bezogen auf das Kastenangebot gingen die Belegungsraten bereits ab 2010 zurück. Der eigentliche Absturz erfolgte ab dem Jahr 2016. Das Verschwinden scheind eng korreliert mit dem Ausbau der Windenergie?

Probeflächen gestaffelt nach Häufigkeit der angetroffenen Abendsegler

Die Belegung der Probeflächen hing stark mit der Reihenfolge ihrer Einrichtung zusammen. Sehr früh geschaffene Probeflächen wurden deutlich häufiger von Abendseglern aufgesucht als neuere Probeflächen. Auch wenn die neuen Probeflächen von der Art und Struktur den alten Hotspots gleichen, wurden sie in neuerer Zeit nicht mehr von Abendseglern angenommen.

Beispiele über Nachweiszeiten:

Nur die Probeläche FLM53, Umfeld Überwinterungsbunker, hatte bis heute noch regelmäßige Abendseglernachweise.

Sind alle Fledermausarten betroffen?

Nein! Im Gegensatz zu den Abendseglern zeigen die Mausohrarten bei uns einenen anderen Entwicklungstrend. Mit dem höheren Kastenangebot hat auch der Nachweis dieser Arten zugenommen. Sowohl in den Probeflächen, als auch in der Individuenzahl.

Anzahl Nachweise und Menge unabhängig vom Kastenangebot
Normierung der Werte auf Wert / (kontrollierte Kästen + 1). Zum besseren Vergleich

Keine Einbrüche und kontinuierliche Zunahme im gesamten Zeitraum.

Myotisbeobachtungen (Nachweise) 1987 bis 2022. Anzahl Beobachtungen (Anzahl Tiere insgesamt)

Der Rückgang der Abendsegler lässt sich daher nicht auf strukturelle Verschlechterungen in unseren Wälder zurück führen. Die Siedlungsdichte dieser Art geht massiv zurück. Unsere Wälder in den Flussniederungen dürften zu den bevorzugten Überwinderungsgebieten in Deutschlang zählen. Vermutlich ist die Einordnung der Art in der Vorwarnliste der Roten Liste in Deutschland aufgrund mangender Datenbasis falsch. Die Art dürfte inzwischen weitaus gefährdeter sein, als es die aktuelle Rote Liste suggeriert?

Entwicklung der Zwergfledermäuse im Beobachtungszeitraum

Anzahl Nachweise und Menge unabhängig vom Kastenangebot
Normierung der Werte auf Wert / (kontrollierte Kästen + 1). Zum besseren Vergleich

Ab etwa 1998 gingen die Beobachtungen an Zwergfledermäusen deutlich zurück. Im Zeitraum der Kastenreduktion (bis 2010) auch nur sehr wenige Nachweise. Mit dem späteren erhöhten Kastenangebot wieder etwas vermehrte Beobachtungen. In den letzten beiden Jahren wurden im Bereich nördlich der Dudenhöfer Straße im Stadtwald akustisch viel weniger Mücken- und Zwergfledermäuse registriert als die Jahre davor. Auffällig war dort die Zunahme an Myotisrufen.

Verbreitung der Zwergfledermäuse im untersuchten Bereich (Nachweise)

Entwicklung des Braunen Langohrs im Untersuchungsgebiet

Anzahl Nachweise und Menge unabhängig vom Kastenangebot
Normierung der Werte auf Wert / (kontrollierte Kästen + 1). Zum besseren Vergleich

Bis 2008 kaum Nachweise des Braunen Langohrs. Mit der Erhöhung des Kastenangebotes wurde die Art öfter festgestellt.

Verbreitung ds Braunen Langohr im untersuchten Bereich (Nachweise)

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