Vogel des Monats: Der Schwarzstorch

Während der Weißstorch vielen Menschen, denen er sich recht eng angeschlossen hat, vertraut ist, ist sein kleiner Bruder Schwarzstorch Ciconia nigra eine weitgehend unbekannte Erscheinung. Anders als Adebar ist er ein scheuer Einzelgänger, der in großen geschlossenen Waldgebieten lebt.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Schwarzstorch in Deutschland weit verbreitet. Seine Zahl ging ab etwa 1850 infolge intensiver Verfolgung und Lebensraumzerstörung stark zurück. Aus den 1950er Jahren waren nur noch 10 bis 20 Brutvorkommen bekannt. Auch als Folge von Schutzmaßnahmen setzte gegen Ende der 1960er Jahre eine Bestandserholung ein, die sich bis in die Gegenwart fortgesetzt hat. Nach den Ergebnissen der Kartierungen für den deutschen Brutvogelatlas leben aktuell wieder 650 bis 750 Paare in Deutschland.

In Hessen, wo der Schwarzstorch auch im Frankfurter Stadtwald vorkam, wurde das letzte Paar im Jahr 1909 vom Horst geschossen. Nach der ersten Brut im Jahr 1972 konnte schwerpunktmäßig in den nord- und osthessischen Mittelgebirgen eine Bestandszunahme bis auf gegenwärtig 100 bis 120 Paare festgestellt werden.

Infolge dieser positiven Entwicklung haben sich auch die Chancen erhöht, den heimlich lebenden Schwarzstorch einmal in Obertshausen oder der Umgebung zu beobachten. Dies ge-lingt mit etwas Glück am ehesten im Spätsommer, wenn die mit einer Spannweite von knapp zwei Metern recht auffälligen Vögel in ihre afrikanischen Winterquartiere ziehen.

Schwarzstörche im Flug. Foto: P. Erlemann, 12.4.2011

Im Gegensatz zum Weißstorch mit weißem Hals und weißen Vorderflügeln (rechts) sind diese Federpartien beim Schwarzstorch schwarz gezeichnet, lediglich Bauch und Achselfedern sind bei ihm weiß. Beine und Schnabel sind rot gefärbt.  

Der Schwarzstorch besiedelt bevorzugt große Laubwälder mit eingestreuten kleinen Tümpeln und Bächen, in denen er seine Nahrung finden kann. Dies sind bevorzugt Fische und Amphibien, aber auch Würmer, Insekten, Kleinsäuger und Vögel werden erbeutet.

Von März bis Anfang April kommt der Schwarzstorch in seinem Brutrevier an. Die Partner, die ein Leben lang zusammen halten, sind dann bei ihren Balzflügen zu beobachten. Beide bauen ihr Nest aus Zweigen und polstern die Nistmulde mit Moos aus. Das Nest wird jahrelang benutzt, so wie es auch vom Weißstorch bekannt ist. Vor jeder Brut wird es aus-gebessert und erweitert.

Das Paar zeitigt von April bis Juni eine Jahresbrut. Die drei bis fünf Eier werden fünf Wochen abwechselnd von Weibchen und Männchen bebrütet. Es schließt sich eine etwa 65 Tage lange Nestlingszeit an, in der die Jungen von beiden Eltern mit Nahrung versorgt werden.

Nach dem Ausfliegen werden die Jungen noch zwei bis drei Wochen betreut. In dieser Zeit kehren sie immer wieder mal zum Nest zurück. Dann verlassen sie das Brutrevier und ziehen zumeist vor den Altvögeln nach Afrika.

Gefährdungsursachen, die schnell wieder zu einem Rückgang der Brutpaare führen können, sind zunehmend in Waldgebieten aufgebaute Windkraftanlagen, an denen die Vögel durch Kollisionen zu Tode kommen, aber auch ungesicherte Strommasten.

In Erinnerung an unseren Freund Ernst Böhm

Ernst Böhm ist tot. Er ist am 3. Dezember 2018, wenige Tage vor seinem 86. Geburtstag, verstorben. Dies macht uns betroffen und traurig. Wir haben einen langjährigen Wegbegleiter und Freund verloren.

Ernst Böhm an seinem 80. Geburtstag. Für seine Verdienste im Naturschutz wurde er vom Bürgermeister der Stadt Neu-Isenburg, Herbert Hunkel (rechts), geehrt. Dabei waren auch Heinz Kapp, Vorsitzender des NABU Neu-Isenburg (zweiter von rechts) und Peter Erlemann (links), Sprecher des HGON Arbeitskreises Offenbach.

Ernst Böhm hatte sein Leben dem Naturschutz verschrieben. Erkämpfte unermüdlich für den Erhalt von Lebensräumen und den Schutz gefährdeter Arten.

Für unseren Arbeitskreis, den er lange Jahre geführt und geprägt hat, war er Vorkämpfer und Gallionsfigur.

Hatte sich Ernst Böhm in eine Sache verbissen so setzte er alles dran, sie zu einem positiven Ende zu führen.

Ein herausragendes Beispiel hierfür ist die Ehemalige Tongrube von Mainhausen. Als Ernst Böhm bei einem Ortsermin, bei dem es um die geplante Teilverfüllung der Grube ging, ein Paar Schwarzhalstaucher mit Jungen auf dem See bemerkte war seine Reaktion „Das könnt ihr vergessen, das wird ein Naturschutzgebiet“!

Und Ernst Böhm machte sich auf den verschiedenen politischen Ebenen stark, selbst eine Postkartenaktion für den Erhalt der Grube an den zuständigen Minister hat er realisiert.

Das Ergebnis ist bekannt: Die Ehemalige Tongrube von Mainhausen ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden!

Der energische und hartnäckige Einsatz von Ernst Böhm hat bei vielen Freunden und auch Gegnern Bewunderung und Anerkennung hervorgerufen. Seine zahlreichen Ehrungen und Auszeichnungen sind deutlicher Beweis dafür.

Kaum bekannt war für uns die andere Seite des Ernst Böhm: Sein herzensguter Umgang mit Kindern. Ich sehe es vor mir als ob es gestern war, als wir während einer ornithologischen Reise nach Bulgarien nebeneinander im Flugzeug saßen.

In der Reihe vor uns schaute ein vielleicht fünf Jahre altes Mädchen immer wieder vorsichtig über den Sitz zu uns nach hinten. Da nahm Ernst ein Taschentuch, zog es über den Zeigefinger und formte geschickt eine kleine Puppe damit. Mit Daumen und Mittelfinger breitete er die „Arme“ aus, das Püppchen begann zu tanzen, und die Augen des kleinen Mädchens strahlten!

Auch das war Ernst Böhm.

Und dann kam der Tag, als sich der Kreis geschlossen hat. Geboren am 12. Dezember, und an diesem Datum – 86 Jahre später- nahmen wir Abschied.

Wir sind traurig, dürfen aber auch froh und dankbar dafür sein, dass wir viele Jahre den Lebensweg mit ihm gegangen sind.

Ernst Böhm wird uns stets in dankbarer Erinnerung bleiben.

Peter Erlemann, Arbeitskreissprecher